Was ist das Richtige für mich: MARPE, MSE, DOME, MASPE, RPE, SARPE, … ?

Für ein und dieselbe Behandlung kursieren viele verschiedene Namen: MARPE, MSE, DOME, MASPE. Das kann ganz schön verwirrend sein – und das geht nicht nur Patienten so, sondern auch Kollegen. Grund dafür ist, dass jeder Behandler seine eigene Philosophie zur Erweiterung des Oberkiefers hat.

Hier kurz eine Erläuterung der Akronyme:

MARPE: Mini-Implant Assisted Rapid Palatal Expansion
MASPE: Mini-Implant Assisted Slow Palatal Expansion
MSE: Maxillary Skeletal Expansion
DOME: Distraction Osteogenesis Maxillary Expansion

Was sie alle gemeinsam haben: das Ziel, den Oberkiefer skelettal zu erweitern und nicht nur den Zahnbogen zu verbreitern.

Skeletal Expansion of the Maxilla

Skelettale Erweiterung des Oberkiefers mit einem Expander auf Mini-Implantaten

Früher war die knöcherne Erweiterung des Oberkiefers nur bei Kindern möglich, da bei ihnen die Knochennähte (Suturen) noch nicht verknöchert sind.

Seit der Erfindung der Mini-Implantate ist diese orthopädische Erweiterung der Maxilla auch bei Jugendlichen und Erwachsenen möglich – ganz ohne Kieferoperation.

Um die Gaumennaht bei Erwachsenen zu öffnen, braucht es mehr Kraft und mehr Zeit. Ein Expander auf Mini-Implantaten macht genau das möglich. Anstatt die Zähne als Anker zu benutzen, wird die Kraft mittels der Mini-Schrauben direkt auf den Oberkieferknochen übertragen. Die Aktivierung sollte laut Expertenmeinung langsam erfolgen – also weg von Rapid Palatal Expansion (RPE, MARPE) hin zu Slow Palatal Expansion (MASPE), um Komplikationen bestmöglich zu vermeiden.

Expander auf 4 Mini-Implantaten

Individuell angefertigter Expander auf 4 Mini-Implantaten.

Man kann die Zähne als zusätzliche Anker in die Apparatur inkludieren (z. B. MSE), was allerdings nicht nur Vorteile bringt. Die Zähne können dabei aus dem Knochen bewegt werden und Beschwerden verursachen – vor allem dann, wenn die skelettale Erweiterung nicht klappt wie geplant.

Zähne können als zusätzliche Anker in die Apparatur inkludiert werden, bringt aber nicht nur Vorteile.

Was macht man, wenn die skelettale Erweiterung des Oberkiefers mit Mini-Implantaten nicht funktioniert?

Wenn der Widerstand für die Erweiterung zu groß ist, können Knochenschnitte hilfreich sein. Auch hier gibt es verschiedene Ansätze (SARPE, SABAME, DOME, MISMARPE, Le-Fort-I-Osteotomien …).

Was sie gemeinsam haben: Alle Techniken beziehen sich auf Knochenschnitte im Oberkiefer, um den Widerstand zu mindern und eine skelettale Erweiterung zu ermöglichen.
Worin sie sich unterscheiden: im Ausmaß der Schnitte.

osteotomies

Die gestrichelten Linien markieren die Osteotomien (Knochenschnitte), die die Erweiterung des Oberkiefers erleichtern.

Grundsätzlich gilt: Je ausgedehnter die Schnitte, desto höher die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg – gleichzeitig steigt aber auch die Invasivität.

Wer zusätzlich von Knochenschnitten profitiert und bei wem die Erweiterung auch ohne funktioniert, lässt sich derzeit noch nicht sicher vorhersagen. Experten sind sich jedoch einig, dass es ohne chirurgische Schnitte bei Frauen besser funktioniert als bei Männern und dass es in jungen Jahren besser funktioniert als bei älteren Personen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich MARPE, MASPE, MSE, SARPE usw. alle auf Techniken beziehen, die den Oberkiefer skelettal erweitern.

Ich bin überzeugt, dass eine Behandlung auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten des Patienten abgestimmt sein soll. Daher verwende ich gerne den Begriff DOME. Laut des Autors dieses Konzepts, Dr. Stanley Liu, steht bei DOME das Ergebnis für den Patienten im Vordergrund – nicht die Technik. Es bedeutet, einen hohen, engen Gaumen in einen funktionellen, domförmigen Gaumen zu verwandeln, der genug Raum für die Zunge bietet und eine verbesserte Nasenatmung ermöglicht.

Die neueste Weiterentwicklung dieses Konzepts ist DOMExD: Während der Oberkiefer langsam erweitert wird, werden die Zähne gleichzeitig zueinander bewegt, damit keine störende Zahnlücke entsteht. Die Lorbeeren für diesen genialen Einfall gehen an Dr. Christian Leonhardt.

DOMExD

DOMExD: Oberkiefererweiterung für verbesserte Nasenatmung und mehr Zungenraum ohne Zahnlücke.

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How mouth breathing affects your child’s health